Katholischer Familienverband St. Pölten kritisiert Druck, rasch vom Kreißsaal zurück zur Werkbank zu wechseln
„Bei kolportierten 750 Millionen Euro für die NÖ Kinderbetreuungsoffensive erscheint es mir eigenartig, dass an einer Förderung der Vermittlung von Leihomas und Leihopas in Niederösterreich kein Interesse der Landesregierung besteht“, wundert sich Pitzinger. "Bei unserem heurigen Ansuchen ging es um vergleichsweise geringe 20.000 Euro, die beim Ausbau und der Sicherung der Vermittlung sehr wichtig wären. Derzeit betreuen wir rund 160 Leih-Großeltern in ganz Niederösterreich. Die Nachfrage der Eltern ist aber sehr viel größer. Gerade für eine familiennahe Betreuung von Kleinstkindern oder bei Tagesrandzeiten sind Leihomas eine wertvolle Unterstützung für die Eltern“, so der Verbandsvorsitzende.
Die NÖ Kinderbetreuungsoffensive ermöglicht nun Wickelkinder ab 2 Jahren den kostenlosen Besuch von Kindergärten und auch von Tagesbetreuungseinrichtungen. Bei Tagesmüttern wird der Stundensatz mit 3,75 Euro gefördert. Der Katholische Familienverband fordert hier einfach eine Wahlfreiheit für junge Eltern, sei es was die Inanspruchnahme von Leihomas betrifft und auch die Entscheidung selber in der Familie für ein paar Jahre die Kinder zu betreuen. Derzeit herrscht einfach ein großer Druck von Politik und Wirtschaft, möglichst rasch nach dem Kreißsaal wieder an die Werkbank oder Supermarktkassa zurückzukehren, kritisiert Pitzinger.
Um Eltern und Mütter zu entlasten, wäre es laut Pitzinger zudem ratsam, das sogenannte "Sportlerprivileg" auf Babysitter oder Leihomas und Leihopas zu erweitern. Derzeit können Sportler oder Trainer, die bei gemeinnützigen Vereinen aktiv sind, bis zu 720 Euro im Monat steuerfrei als pauschale Fahrt- und Reiseaufwandsentschädigung beziehen. "Eine derartige Regelung sollte auch für die familienergänzende Kinderbetreuung gelten", so Pitzinger. Der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) hat diese steuerpolitische Forderung auf Pitzingers Vorschlag in sein familienpolitisches Forderungsprogramm aufgenommen.
Bei der Kinderbetreuung dürfe man nicht auf Kinder vergessen, die eine Behinderung haben. Der Familienverband erfährt immer wieder von Problemen bei Stützkräften in der Nachmittagsbetreuung. Diese Stützkräfte müssen von den Gemeinden eingestellt und bezahlt werden. Viele Bürgermeister scheuen diese Kosten und können nicht gezwungen werden, Kinder mit Behinderungen zu unterstützen. Der Familienverband fordert, dass diese Kompetenz an das Land verschoben werden soll, damit nicht einzelne Bürgermeister die Rechte von Kindern mit Behinderungen beeinträchtigen, die ihnen nach der UN-Behindertenrechtskonvention zustehen.
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