Tschüss Oma! So haben wir mit Marlene den Abschied gemeistert
Corona positiv
Durch ihre Erkrankung an Multipler Skerlose hat meine Mama von Anfang an zur Hochrisikogruppe gezählt und uns war immer bewusst, dass wir unter allen Umständen verhindern mussten, dass wir an Covid-19 erkranken. Wir haben immer so gut aufgepasst und uns an alle Vorschriften gehalten – trotzdem ist es passiert und wir haben uns angesteckt. Wir anderen haben die Krankheit relativ gut weggesteckt (manche etwas besser, manche etwas schlechter), doch bei meiner Mama ging es leider extrem schnell bergab.
Zwischen Verzweiflung und Kinderbespaßung
Mama hatte schon zuhause schwer zu kämpfen und musste deshalb nach zwei Wochen ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie zuerst noch einige Tage auf der normalen Covid-Station lag, dann aber auf die Intensiv-Station verlegt werden musste. Für uns Angehörige war es eine enorme psychische Belastung – vor allem weil es Mama von Tag zu Tag schlechter ging und es bald klar war, dass sie es nicht schaffen würde. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen und am liebsten hätte ich den ganzen Tag über vor Verzweiflung nur geweint. Doch so hart es klingt: Für große Zusammenbrüche und viele Tränen hatte Marlene kein Verständnis – sie wollte Action und Spaß. Im Nachhinein bin ich so dankbar, dass Marlene uns in dieser schweren Zeit so gut abgelenkt hat – tagsüber hatten wir dank ihr gar nicht viele Möglichkeiten traurig zu sein.
So haben wir Marlene vom Tod erzählt
Marlene ist mit ihren knapp zwei Jahren natürlich noch viel zu jung um den Tod richtig verstehen und begreifen zu können. Doch uns war es wichtig, von Anfang an viel mit ihr darüber zu reden. Wir haben ihr erklärt, wieso wir gerade traurig sind und dass Oma nie wieder kommt. Übrigens sollte man mit gewissen Formulierungen vorsichtig sein: Wenn man Kleinkindern erzählt, dass Oma für immer eingeschlafen ist, bekommen sie Angst, dass auch sie nicht mehr aufwachen.
Marlene hat jetzt eine Himmel-Oma
Besonders schön fanden wir die Vorstellung, dass Oma ab sofort als Schutzengel im Himmel auf Marlene herunterschaut. Auch wenn mittlerweile mehrere Wochen vergangen sind, gehört Oma trotzdem noch zu Marlenes Leben. In den unterschiedlichsten Alltagssituationen bleibt sie stehen, winkt nach oben und sagt „Baba Oma, Oma Himmel!“. Einerseits sind solche Momente für mich herzzerreissend, andererseits freue ich mich, dass Marlene immer noch an ihre Oma denkt.
Machs gut, Oma!
Ich werde nie vergessen, wie unfassbar lieb meine Mama Marlene hatte und mit welcher Freude sie jeden einzelnen ihrer Meilensteine mitverfolgt hat. Ich vermisse meine Mama ganz extrem, aber das Schlimmste für mich ist die Gewissheit, dass sie das restliche Leben von Marlene nicht mehr miterleben kann. Je näher Marlenes zweiter Geburtstag kommt, umso wehmütiger werde ich. Was mich aber immer nach vorne schauen lässt: Dass es für Marlene komplett normal ist, dass eine ihrer Omas im Himmel ist – und von dort immer auf sie aufpassen wird.