Wenn Eltern bei der Kindererziehung überfordert sind oder im familiären Umfeld gegenüber einem oder mehreren Familienmitgliedern Gewalt ausgeübt wird, ist sofortige Unterstützung notwendig. Nur dadurch kann der Kreislauf der Gewalt unterbrochen werden.
Gewalt hat viele Gesichter: Da ist zunächst physische, psychische oder sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Dies beginnt bei einem respektlosen Umgang mit den Jüngsten, körperlicher Züchtigung (die von manchen noch immer als gesund bezeichnete „Watschn“ ist alles andere als gesund), unterschiedlichen Formen der Vernachlässigung und geht hin bis zum sexuellen Missbrauch – einerseits in Einrichtungen, in denen Kinder einen Teil eines Lebens verbringen, oder aber auch in der eigenen Familie. Opfer von Gewalt in der Familie können aber auch Frauen und Männer, ältere oder behinderte Familienmitglieder werden.
Drei von vier Menschen erfahren Gewalt
Gemeinsam ist allen Formen von Gewalt, dass die jeweils stärkeren Familienmitglieder ihre ökonomische oder persönliche Macht gegenüber den jeweils schwächeren missbrauchen. Drei von vier Österreichern haben in ihrer Kindheit bis zum Alter von 16 Jahren bereits psychische und/oder körperliche Gewalterfahrungen gemacht: Zu diesem erschütternden Ergebnis kommt die Studie „Gewalt in der Familie und im sozialen Nahraum“ des Österreichischen Instituts für Familienforschung. Die repräsentative Studie aus dem Jahr 2011 – befragt wurden 1.292 Frauen und 1.042 Männer im Alter zwischen 16 und 60 Jahren - wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend durchgeführt. Dabei stellt sich heraus, dass Übergriffe in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ein gesellschaftliches Phänomen sind, vom dem nahezu alle StudienteilnehmerInnen berichten.
Das Schweigen brechen
Gewalt und Missbrauch in der Familie werden besonders oft verschwiegen, weil die Betroffenen sich schämen oder Angst haben. Aber nur wenn die Betroffenen sich professionelle Unterstützung holen, kann ihnen der Leidendruck genommen und die Gewaltspirale unterbrochen werden. Manchmal kann durch diesen Schritt des Opfers auch erst den TäterInnen geholfen werden.