RTL-Sendung "Erwachsen auf Probe" tritt Kinderrechte mit Füßen
Um derartige Fehlentwicklungen in Österreich zu vermeiden, fordert daher der KFÖ als größte familienpolitische Organisation des Landes den ORF auf, einen unabhängige "Medienanwaltschaft für Kinder- und Elternthemen" einzurichten, um auch in diesem höchst sensiblen Bereich verantwortete Qualität zu sichern.
„Vier Familien überlassen für vier Tage kinderlosen Teenagern das Schönste, was sie besitzen: ihre Babys. Sie sollen erstmals erleben, was es bedeutet, einen Säugling rund um die Uhr zu versorgen.“ So beschreibt der ursprüngliche Pressetext von RTL das Sendeformat. Die Presseinformation wurde mittlerweile nach massiver öffentlicher Kritik entschärft. Doch die Sendung dürfte bleiben. Auch wenn sich zahlreiche Experten darin einig sind, dass das Herausreißen von Babys aus dem gewohnten Lebensumfeld - weg von ihrer Bezugsperson - eine große Stresssituation ist und eine große emotionale Belastung zur Folge hat. Dieser leidvollen Erfahrung werden sie vorsätzlich und zu Unterhaltungszwecken ausgesetzt.
"Bei dieser Reality-Serie stehen Quoten und Werbegewinne im Vordergrund. Das Wohl des Kindes bleibt auf der Strecke. Doch leider dürfte die hitzige Debatte im Vorfeld den wirtschaftlichen Erfolg der Sendung begünstigen. Ein Verzicht auf die Ausstrahlung des "Baby - Camps im Stil des Big Brother - Verschnitts" wäre angeraten. Wichtig sei, so Steindl, „den Wert einer ethisch so fragwürdigen Show“ zu diskutieren. Denn dieser liegt "sicher nicht darin, den Kinderwunsch bei Jugendlichen zu fördern, weil die vom RTL vorgeführten Teenager überfordert wirken und deshalb ihre bemühte "Eltern"-Rolle abschrecken könnte.
Sehr kritisch sieht der Katholische Familienverband auch die Rolle jener Eltern, die ihre Babys für die Sendung zur Verfügung stellen. "'Eltern auf Probe' zeigt nicht nur Teenager, die Babys betreuen, sondern auch Eltern, die ihre Babys gegen eine ,Entschädigungszahlung' an wildfremde Minderjährige für vier Tage als Versuchsobjekte verkaufen", sagt Steindl, der kritisiert, dass auch hier "die Quotenorientierung zu Lasten des Anstands" geht.