Treffen katholischer Familienverbände Europas in Vilnius
Eröffnet wurde die Tagung der FAFCE, die 16 europäische Familienverbände aus 14 europäischen Staaten vereint, vom Apostolischen Nuntius Luigi
Bonazzi und der litauischen Vizeministerin für Soziales und Arbeit, Jolanta
Ramoniené. Prof. Dr. Clemens Steindl, Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreichs, unterstrich in seinem Beitrag, dass die „wertepolitische Diskussion“ gerade in einer Zeit vorangetrieben werden müsse, in der viele Menschen nach „tragfähigen Orientierungen suchen“.
Trotz aller Verschiedenheit in den Einschätzungen und Perspektiven der jeweiligen Verbände aufgrund der unterschiedlichen Dynamik in den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen der west- und mitteleuropäischen Staaten stand der Wunsch nach verstärkter Zusammenarbeit im Vordergrund. „Welche Familie Zukunft hat“ war eine der zentralen Fragen, die intensiv diskutiert wurde. Auch hier wurde das Spannungsfeld sichtbar zwischen „anzustrebendem Ideal“ der christlichen Ehe und der „Pluralität der Lebensformen“. Darauf wies der Präsident des Katholischen Familienverbandes, Prof. Dr. Clemens Steindl, in seinem Statement gleich zu Beginn der internen Tagung hin, die unter Federführung des deutschen Familienbundes der Katholiken und dessen Präsidentin, Elisabeth Bussmann, stattfand.
Steindl erinnerte an die Gründungsidee des KFÖ, die von Kardinal König forciert wurde. Es sollte eine Organisation entstehen, „die politisches Lobbying zugunsten der Familie betreibt, um Familien sowie Eltern mit Kindern den ihnen zustehenden Platz im gesellschaftspolitischen Diskurs zu sichern“. Zustimmung erntete Clemens Steindl auch mit dem Appell, „Freude mit Kindern“ sowie „Freude an der Familie“ zu verbreiten, müsse das vorrangige Anliegen katholischer Familienorganisationen sein. So unerlässlich wie „die materielle Absicherung der Familie“ durch finanzielle Abgeltung der von ihr erbrachten Leistungen ist, und so notwendig „schul- und bildungspolitische Reformen für die Zukunftssicherung der Jugendlichen“ sind, so entscheidend ist es
aber, „dass in einer Gesellschaft, in der Individualismus und bis zur Beliebigkeit gelebte Vielfalt herrschen“, der „immaterielle Wert der Familie in der Öffentlichkeit bewusst gemacht und verankert wird“. Steindl führte beim Europatreffen der katholischen Familienverbände weiter aus, dass eine „wertepolitische Diskussion“ gerade in einer Zeit vorangetrieben werden müsse, in der viele Menschen nach „tragfähigen Orientierungen suchen“.
Die Federführung der FAFCE, die in der vorletzten Periode beim KFÖ und dem damaligen Vorsitzenden Hannes Fenz lag, ging für die nächsten drei Jahre auf Frankreich über. Die Chancen, den Anliegen der katholischen Familienverbände FAFCE noch mehr Gehör auf europäischer Ebene zu verschaffen, erhöhen sich, weil Anfang September erstmals ein FAFCE - Büro in Brüssel im Haus der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) eröffnet wird. Der neue Vorsitzende, Antoine Renard von der Nationalen Föderation der katholischen Familienverbände in Frankreich, wird die Lobby-Arbeit unter neuen organisatorischen Bedingungen weiter voranbringen und eine „Stimme der katholischen Familien“ in Europa sein.
Beeindruckend war am Fronleichnamstag die Eröffnung der FAFCE - Tagung, bei der sich die Delegierten als Pilger am „Berg der Kreuze“ in der Nähe von Vilnius trafen. An diesem in der Ebene weithin sichtbaren Berg, der ein berührendes Symbol der Volksgläubigkeit und Zeichen des politischen Widerstands ist, wurde ein Kreuz der FAFCE als „Symbol der Zuversicht“ aufgestellt, das von den Vertretern der Familienverbände mit mitgebrachten Kreuzen aus den Heimatländern behängt wurde. Seit Fronleichnam 2009 hängt nun auch ein Kreuz des KFÖ an dieser religiösen und politischen Kultstätte Litauens. Der Generalsekretär der FAFCE, Stefan Nacke, sieht das „gemeinsame Kreuz auch als Zeichen dafür, dass die katholischen Familienverbände Europas ein gemeinsames Anliegen verfolgen, nämlich die Familie zu stärken“. Er verteilte dazu ein Bild aus seiner Heimatstadt Münster, in der in einer kriegszerstörten Kirche ein Kreuz mit einem Korpus Christi ohne Arme gefunden wurde. Heute steht über diesem Kreuz: „Ich habe keine anderen Hände als die Euren.“ – Unter diesem bewegenden und herausfordernden Bild standen die Beratungen der FAFCE in
Vilnius.