ORF: "Public-Value-Studie ohne ein Wort über den Wert der Familie"
Die Tatsache, dass ein derartiger Bericht auf 250 Seiten ohne ein Wort über den Wert der Familie" auskomme, spreche Bände, so Steindl am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Wolle sich der ORF ernsthaft den Fragen nach "Relevanz, gesellschaftlichem Bezug und Qualität" stellen, so müsse er auch die Lebenswirklichkeit der Menschen ins Auge fassen, so Steindl: "Und diese Lebenswirklichkeit kennt eine hohe Wertschätzung der Familie". Daher brauche es "endlich eine familienadäquate Umsetzung des Programmauftrags", forderte Steindl, der als Kandidat des KFÖ bei den ORF-Publikumsratswahlen vom 26. Jänner bis 1. Februar für den Bereich "Eltern bzw. Familien" antritt.
Weiters präsentierte Steindl konkrete Vorschläge, die er nach Möglichkeit in den neuen Publikumsrat einbringen wolle; so will er etwa in Anlehnung an die vom deutschen Sender "ZDF" durchgeführten "Mainzer Tage der Fernsehkritik" eine ähnliche hochkarätige und regelmäßige Enquete für den ORF anregen. Außerdem plädiere er für die Einführung von "Family-talks", d.h. von Sendeplätzen für Familiengespräche, bei denen aktuelle Fragen aus dem Familienalltag sowie aus der Familienpolitik ihren Platz finden sollten. Eine weitere Möglichkeit sei laut Steindl die Einrichtung einer "Kindermedienakademie", wie sie etwa in Kooperation der Universität Erfurt mit thüringischen Sendern entwickelt wurde.
Familienbund: ORF verfehlt Programmauftrag
Unterstützung bekommt Steindl bei seiner Kandidatur vom Österreichischen Familienbund. Ein Defizit bei der Erfüllung des öffentlichen Programmauftrags sieht auch die Präsidentin des Familienbundes, Andrea Gottweis. Zu den im ORF-Gesetz festgeschriebenen Aufträgen gehöre u.a. die "Verbreitung und Förderung von Volks- und Jugendbildung unter besonderer Beachtung der Schul- und Erwachsenenbildung". Die Erfüllung dieses Auftrags sei im ORF-Programm jedoch "leider nicht entsprechend zu erkennen", so Gottweis.
Handlungsbedarf sieht Gottweis auch bei der medialen Darstellung von Familienbildern. Hier sei eine "Sensibilisierung" für die tatsächliche Realität der Familien in Österreich, wie sie die jüngste Wertestudie festgehalten hat, notwendig. Kritik äußerte Gottweis auch daran, dass es im ORF keine Sprachkurse gebe, obwohl gerade das Anwachsen der Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich solche Kurse sinnvoll erscheinen lassen. Durch Sprachekurse im ORF hätten vor allem Nichtberufstätige und Kinder die kostengünstige Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
"Unternehmen Familie"
Hohe Erwartungen knüpft Steindl an den in Kürze erscheinenden "Österreichischen Familienbericht", der erstmals auch die volkswirtschaftlichen Leistungen auflisten und werten soll, die durch Familien erbracht werden. Hier sei ein allgemeines gesellschaftliches Umdenken dringend erforderlich, so Steindl, da die Familien in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals nur als "Empfänger von staatlichen finanziellen Almosen" wahrgenommen würden. In Wirklichkeit seien die staatlichen Familienleistungen aber nur ein vergleichsweise schwacher Ausgleich für die hohen Leistungen, die Familien unter ökonomischen Gesichtspunkten erbringen, so der KFÖ-Präsident. So entfallen laut Erhebung der "Statistik Austria" aus dem Jahr 2002 auf jede bezahlte Stunde Erwerbsarbeit laut Steindl 48 Minuten an unbezahlter Arbeit in Haushalt und Familie.
Die zitierte Public-Value-Studie startete der ORF im Herbst 2008 in Kooperation mit dem "Institut für Journalismus und Medienmanagement" an der Fachhochschule Wien. Insgesamt ist die Studie mit dem Titel "Public Value im ORF: Die Zukunft des Rundfunks zwischen öffentlich-rechtlichem Mehrwertgebot und wachsendem Wettbewerbsdruck" auf vier Jahre angelegt.
Weitere Informationen zur ORF-Publikumsratswahl und zur Kandidatur von Prof. Steindl im Internet: www.clemenssteindl.at