Familienverband fordert bessere Integration von Menschen mit Behinderung
Bei der Jahreshauptversammlung 2010 des KFÖ in Wien vom 1. bis 2. Oktober wurde zu diesem Thema der Nationalratsabgeordnete und VP-Behindertensprecher Dr. Franz-Joseph Huainigg eingeladen. Bei dem Kamingespräch, das vom Wiener Familienverbands-Vizepräsidenten Dr. Alfred Trendl moderiert wurde, begrüßte Huainigg den Omadienst des Wiener Familienverbandes. Dieser bietet Eltern von Kindern mit Behinderung eine Leih-Oma, die sich zeitweise um das Kind kümmert.
Huainigg, der seit seiner Kindheit selbst körperlich behindert ist, betonte vor dem Familienverband die Bedeutung der Familie. Aufgrund seiner Erfahrungen trete er uneingeschränkt für die Integration behinderter Menschen in allen Lebensbereichen ein. Gesellschaftspolitisch fordert der Politiker und Buchautor, „positiv aufzuzeigen, welche Möglichkeiten ein behindertes Kind hat“. Weiters bräuchten die Familien mit einem behinderten Kind Familienhelfer für den Alltag.
Durch das derzeit geltende Recht und die darauf aufbauenden OGH -Urteile der vergangenen Jahre sei der Druck auf die Ärzte enorm gestiegen. Sie müssten alles unternehmen, um jedes mögliche Risiko auszuschalten, um nicht mit hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert zu werden. Dies habe zur Folge, dass Ärzte schwangere Frauen dazu drängen würden, die ganze Palette an vorgeburtlichen Untersuchungen durchzuführen - mit zusätzlichen Risiken für ungeborene Kinder. Ärzte rieten auch schon bisweilen bei geringstem Verdacht auf eine Behinderung zu einer Abtreibung.
Huainigg, Vater einer Tochter und eines Pflegesohnes, erläuterte beim Kamingespräch, wie seine Eltern seinerzeit darum gerungen hätten, dass er nicht in eine Sonderschule kommt: „Für mich waren diese Möglichkeiten lebensentscheidend. Nur so kann ich heute ein selbstbestimmtes Leben führen und mich politisch für die Gleichstellung behinderter Menschen einsetzen.“ Eine besondere Rolle misst er der Integration in Kindergarten und Schule bei. Huainigg plädiert dafür, dass Kinder mit Behinderung vermehrt in Klassen mit Kindern ohne Behinderung kommen, um die Integration voranzutreiben. Diese Integrationsklassen seien ein Gewinn für alle Beteiligten, hier gebe es gute Erfahrungen. Bei der Ausbildung von Pädagogen/innen wünscht er sich, dass alle in der Erziehung von Kindern mit Behinderung ausgebildet werden.
„Beschäftigungsschutz statt Kündigungsschutz“
Im Bereich Wirtschaft fordert Huainigg „Beschäftigungsschutz statt Kündigungsschutz für Angestellte mit Behinderung“. Bei guten Modellen ziehe auch die Wirtschaft mit. So gebe es österreichweit bereits 4300 Lehrverträge für Behinderte. Die integrative Lehrausbildung, wo ein individueller Lehrplan für Unternehmen und Lehrlinge erarbeitet wird, habe sich bewährt. Der Prozess zur Gleichstellung und Gleichberechtigung habe in Österreich bereits begonnen.
Steindl betonte zu den Ausführungen von Franz-Joseph Huainigg: „Es ist bewundernswert, wie Huainigg trotz seiner schwierigen Situation Lebensfreude vermittelt.“ Es sei dem Katholischen Familienverband wichtig, dass auch Kinder mit Behinderung und ihre Eltern Lebensfreude haben. Der Katholische Familienverband setze sich ebenfalls für den Lebensschutz vom Anfang bis zum Tod ein. „Menschen mit und ohne Behinderung müsste dabei der absolut gleiche Schutz eingeräumt werden“, sagt Steindl. So sollte unter anderem auch ein staatlicher Hilfsfonds für Schwangere in Notlagen eingerichtet werden, ein flächendeckendes Netz an Schwangerenberatungsstellen sowie eine mindestens dreitätige Überlegungsfrist zwischen ärztlicher Beratung und Abtreibung vorgesehen sein. Der KFÖ-Präsident abschließend: Die Politik müsse endlich die flankierende Maßnahmen setzen, die bei der Einführung der Fristenregelung vor über 30 Jahren versprochen wurden.
Der Familienverband der Erzdiözese Wien sucht noch weitere Großmütter für den Omadienst für Kinder mit Behinderung.
Infos: Tel. 01/4863668, E-Mail omadienst@edw.or.at