Mit der „Mittleren Reife“ wird die nächste Schul-Baustelle aufgerissen
Ziel der Bildungsstandards war und ist es, die Leistungen der Schüler/innen und damit das Niveau der Schulen zu vergleichen. Allerdings ist unter anderem noch offen, wer genau und zu welchem Zeitpunkt Rückmeldungen zu den Ergebnissen der Bildungsstandards bekommt. Dennoch erachtet der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) die Bildungsstandards als sinnvoll, weil es damit eine sinnvolle Vergleichbarkeit gibt. „Wozu aber braucht es dann noch die ‚Mittlere Reife’?“ fragt sich Österreichs größte familienpolitische Organisation.
Für KFÖ-Präsident Prof. Dr. Clemens Steindl ist es vorrangig, dass „nicht mit neuen Worthülsen von grundlegenden Reformvorhaben abgelenkt wird“. Notwendig sei, dass in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern die geplante Bildungswegberatung für die 7. und 8. Schulstufe endlich qualitätsvoll eingeführt wird. Der Katholische Familienverband warnt überdies davor, mit der „Mittleren Reife“ ein Knock Out-System ab der 9. Schulstufe zu schaffen, das Kindern den weiteren Bildungsweg versperrt.
Grundlage für die Einführung der „Mittleren Reife“, die für 2020 anvisiert ist, soll das flächendeckende Bestehen der Neuen Mittelschule sein. Steindl: „Wie soll etwa die flächendeckende Einführung der Neuen Mittelschule funktionieren, wenn jetzt schon der Lehrermangel akut ist und in den kommenden Jahren noch zunehmen wird?“ Unterrichtsministerin Claudia Schmied und Bildungsministerin Beatrix Karl sollen zuerst für die zügige Umsetzung dringender und versprochener Reformen – wie die einheitliche Lehrerausbildung, die Präzisierung des Schulleiterprofils oder die Autonomie des Schulstandortes - sorgen, bevor sie weitere Veränderungen ankündigen, die kaum haltbar sind.