Bildung im Regierungsprogramm: Wenige Worte, viel Geld?
Dass der Kindergarten als Bildungseinrichtung gestärkt und auch für die Vierjährigen beitragsfrei werden soll, bewertet der Katholische Familienverband positiv. „Ein weiteres gebührenfreies und in nötigen Fällen verpflichtendes Kindergartenjahr kann die Chancengerechtigkeit erhöhen und mehr Kinder auf die Bildungsreise mitnehmen“, so der Präsident des Katholischen Familienverbandes. Voraussetzung dafür seien aber entsprechende Rahmenbedingungen. „Bei den derzeitigen Gruppengrößen und ohne zusätzliches Personal scheint es unmöglich, gezielt Entwicklungs- oder Sprachdefizite auszugleichen.“Im Oktober 2012 waren österreichweit 94,3% aller Vierjährigen in einer Betreuungseinrichtung. Positiv ist für Trendl das Bekenntnis zum Ausbau und zur qualitativen Aufwertung der Betreuung auch durch Tageseltern, der Sprachförderung, der schulischen Tagesbetreuung und der verschränkten Ganztagsschulen, in denen sich Unterricht, Lern- und Freizeit abwechseln. Das Regierungsprogramm sieht vor, dass es an jedem Standort mit mehr als einer Jahrgangsklasse bzw. "in zumutbarer Entfernung"
eine Klasse geben soll, die nach diesem Modell geführt wird, sobald 15 - und in bestimmten Fällen 12 - Schüler dafür angemeldet werden. „Wenn das nicht nur eine Absichtserklärung bleibt, ist das zweifelsfrei ein wichtiger und notwendiger Beitrag zur Förderung der Kinder wie auch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so der Präsident des Katholischen Familienverbandes. Oberstes Prinzip muss dabei allerdings die Wahlfreiheit bleiben. „Die Entscheidungsmöglichkeit zwischen verschränkter Ganztagsschule und Schule mit wahlweiser Nachmittagsbetreuung ist auf jeden Fall zu gewährleisten“, fordert Trendl. Dabei sollen nicht ideologische Vorgaben, sondern Bedürfnisse der Eltern und Kinder maßgebend sein. Absichtserklärungen verstecken sich für Alfred Trendl hinter den Überschriften „Schnittstelle von Kindergarten/Volksschule“, „Stärkung der Schulautonomie“ und „Stärkung der Schulpartnerschaft“. Wie angesichts budgetärer Grenzen eine gemeinsame Schuleingangsphase zwischen Kindergarten und Volksschule aussehen könnte, bleibt ebenso ein Schlagwort wie zusätzliche Stundenkontingente und standortübergreifende Stunden für Förderbedarf oder das Mehr an Bewegung und Sport. „Wenn dafür weder Geld noch zusätzliches Supportpersonal wie Schulpsychologen, Begleitlehrer, Sozialarbeiter, Schulwarte und Schulsekretäre bereitgestellt werden, sind das leere Worte“, sagt der Präsident des Katholischen Familienverbandes. Letztlich gehören auch und zuallererst die Pädagogen und Pädagoginnen unterstützt um ihre wertvolle Bildungsarbeit unter guten Bedingungen erfüllen zu können. „Interessant“ ist für Trendl auch, was nicht thematisiert wird. „Die Reizwörter: gemeinsame Schule der 10 – 14jährigen und Gymnasium werden nicht erwähnt“, so der Präsident des Katholischen Familienverbandes. Trendl fordert ein durchlässiges Schulsystem, das Rücksicht auf die individuellen Neigungen und Begabungen der Kinder nimmt. „Diese Vision kann ich nicht erkennen“, so Trendl.
Rückfragehinweis:
Katholischer Familienverband
Mag. Julia Standfest
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