Koalitionsverhandlungen: Familienverband sieht zahlreiche gute Ansätze im Bildungsbereich
Die grundsätzliche Einigung darüber, für jene Schülerinnen und Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, einen verpflichtenden Ethikunterricht einzuführen, begrüßt und unterstreicht Ebenberger. „Damit gibt man allen jungen Menschen die Chance und den Raum, sich mit essentiellen Themen wie Sinn und Wert des menschlichen Lebens, Verlust und Trauer auseinanderzusetzen“, ist die Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes überzeugt. Sie weist darauf hin, dass damit auch eine jahrelange Forderung des Familienverbandes umgesetzt wird. Zustimmung, sofern die alternative Leistungsbeurteilung auf Wunsch der Schulpartner beibehalten wird, gibt es von der Bildungsexpertin des Katholischen Familienverbandes auch für die Wiedereinführung der Ziffernnoten. „Damit wird wieder Notenwahrheit hergestellt und Beurteilung nachvollziehbar gemacht.“
Auch die geplanten Maßnahmen der Koalitionsverhandler im Elementarbereich finden bei Ebenberger Zustimmung: „Ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für jene, die es brauchen, ist eine langjährige Forderung des Katholischen Familienverbandes und wichtig und notwendig.“ Ebenberger weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Verpflichtung nur für einen Bruchteil der Kinder relevant ist: „96 Prozent aller Vierjährigen besuchen schon jetzt einen Kindergarten.“ Ein weiteres Plus für die Vizepräsidentin des Bildungspapieres: Das schnellere Durchgriffsrecht im Fall von Fehlentwicklungen.
Zurückhaltend beurteilt Ebenberger das Vorhaben, Schulen für Hochbegabte errichten zu wollen: „Die Gefahr, dass damit Ungleichheit verstärkt wird, ist sehr groß.“ Sie plädiert dafür, die Begabtenförderung in den Schulen generell auszubauen. Den Ansatz, die Qualität des nationalen Bildungssystems zu steigern, indem Ergebnisse von Bildungsstandardsüberprüfungen veröffentlicht werden, lehnt Ebenberger ab. „Wenn Testergebnisse nach außen getragen werden, kann das zu einem unseriösen Wettbewerb zwischen den Bildungsinstitutionen führen, der kontraproduktiv ist und zu Lasten der Schüler und Lehrer geht.“ Von der derzeitigen Praxis, den Schulleitern nur Gesamtergebnisse zugänglich zu machen, sollte nicht abgerückt werden. „Diese Testergebnisse dienen der internen Qualitätssteuerung und sollen auch dort bleiben, wo sie sind – am jeweiligen Schulstandort“, sagt Ebenberger.
Vorbehalte hat der Katholische Familienverband gegen das Vorhaben, Verstöße gegen die Schul- und Bildungspflicht an den Bezug von Sozialleistungen zu koppeln. „Pädagoginnen und Pädagogen brauchen zweifellos eine Handhabe, wenn Kinder nicht zur Schule kommen, Eltern sich nicht um die Bildung ihrer Kinder kümmern und Gesprächsaufforderungen ignorieren“, ist die Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes überzeugt. Ob eine Kürzung der Familienbeihilfe hier das richtige Mittel ist, sei aber mehr als fraglich. „Ich befürchte, dass eine solche Maßnahme wieder die Schwächsten – nämlich die Kinder – trifft“, so die Einschätzung der Vizepräsidentin. Sie bezweifelt, dass eine solche Kürzung rechtlich überhaupt möglich wäre: „Eltern haben eine Unterhaltspflicht gegenüber den Kindern. Mit der Familienbeihilfe wird ein Teil der dadurch entstehenden Kosten ausgeglichen. Und diesen Anspruch an andere Bedingungen zu knüpfen, widerspricht klar der Zielsetzung“, so Ebenberger.