Frauenpower im Katholischen Familienverband
Finanzielle Gerechtigkeit steht im Fokus
Dabei ist ein großes Thema die finanzielle Gerechtigkeit: „Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer und tragen ein höheres Armutsrisiko, auch im Alter“, sagt Barbara Fruhwürth, Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes Wien. Aus diesem Grund setzt sich der Familienverband nicht nur für eine Informationsoffensive beim Pensionssplitting ein und fordert Unterhaltssicherung für jedes Kind im Falle einer Trennung, sondern thematisiert auch laufend das Thema der Biennalsprünge: Die Karenzzeit wird in vielen Fällen nicht für Biennalsprünge angerechnet, damit verdienen Eltern (meist sind es derzeit noch Frauen), die in Karenz gehen ein Leben lang um genau diese Sprünge weniger: „Dass dies nun etwa im Handelskollektivvertrag geändert wurde, freut uns besonders“, so Fruhwürth und ist überzeugt: „Es ist wichtig, dass Frauen, auch wenn Sie Mutter sind, finanziell nicht unter die Räder kommen, dafür setzen wir uns ein!“.
Dies ist auch ein wichtiges Anliegen für Doris Simma, die neue Vorsitzende des Vorarlberger Familienverbandes „Frauen sind stärker armutsgefährdet, vor allem wenn Sie Kinder haben, das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis“, so Simma und kennt die Materie aus ihrem Brotberuf: Sie leitet das Projekt „Der Bregenzerwald lässt kein Kind zurück“ und kündigt an: „Der Katholische Familienverband thematisiert diesen Missstand schon seit Jahren und wird nicht aufhören damit!“
Vereinbarkeit stärken
Besonders wichtig für Frauen ist das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „Das sollte prinzipiell eigentlich kein Frauenthema sein, ist es aber leider immer noch“, sagt Astrid Ebenberger, Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes und zuständig für die Bereiche Bildung und Betreuung: „Mit einer großen Väterkampagne wollen wir heuer zu mehr Väterbeteiligung animieren“, kündigt sie das Jahresthema 2018 an. Dennoch ist sich Ebenberger bewusst, dass auch bei den Kinderbetreuungseinrichtungen angesetzt werden müssen: „Wir fordern schon seit Jahren ein einheitliches Rahmengesetz für Kinderbetreuungseinrichtungen, dass auch Öffnungszeiten und Betreuungsschlüssel regelt“, so Ebenberger. In der Frage um die Vereinbarkeit erhält sie Unterstützung von der Salzburger Vorsitzenden Marie-Luise Zuzan: „Kinderbetreungspflichten dürfen kein Ausschließungsgrund für eine gewünschte beziehungsweise auch notwendige berufliche Tätigkeit von Vater oder Mutter darstellen. Qualitätsvolle Kinderbetreuungseinrichtungen sind daher wichtig“, so Zuzan. Weiters ist sie überzeugt: „Darüber hinaus sind auch Familien ergänzende Formen der Kinderbetreuung wie Tageseltern sehr gefragt. Mit dem Wunsch- und Leihoma/-opadienst leistet auch der Kath. Familienverband einen Beitrag“.
Situation für pflegende Angehörige verbessern
„Noch immer ist es so, dass Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit verrichten“, kritisiert Ursula Kovar, die neue Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes Niederösterreichs. Ihr ist allerdings auch klar, dass sich diese Situation so bald nicht ändern wird: „Dass Kinderbetreuung und die Pflege von kranken Angehörigen partnerschaftlich aufgeteilt werden sollen, ist keine Frage, dafür setzen wir uns ein“, so die Familienrichterin. Gleichzeitig fordert sie aber auch Verbesserungen für die derzeit pflegenden Frauen und Mütter, die aufgrund der Kindererziehung nur über eine kleine Pension oder die Ausgleichszulage verfügen: „Veränderungen sind notwendig, dennoch gilt es auch die jetzt Betroffenen zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie wegen der Familienarbeit nicht unter die Armutsgrenze rutschen“, so die Forderung der Familienrichterin.
Frauen im Schwangerschaftskonflikt nicht allein lassen
Ein frauenpolitisches Versäumnis ist für die steirische Vorsitzende Sissi Potzinger das Fehlen flankierender Maßnahmen seit Einführung der Fristenregelung. „Statt Frauen im Schwangerschaftskonflikt durch flächendeckende Beratung und konkrete Hilfsangebote zu unterstützen, wird im Frauenvolksbegehren die Abtreibung auf Krankenschein als frauenpolitische Verbesserung verkauft“. Potzinger fordert dringend mehr Beratung, Hilfe, wenigstens einige Tage Bedenkzeit und eine anonymisierte Statistik über Anzahl und Motive der Schwangerschaftsabbrüche in Österreich: „Im Bildungsbereich wird laufend evaluiert und getestet mit dem Hinweis, wie wichtig faktenorientierte Politik ist, warum gilt das nicht in der Frauenpolitik?“ fragt Potzinger.
So vielfältig die unterschiedlichen Ansätze und Motivationen der einzelnen ehrenamtlichen Funktionärinnen sind, so eint sie doch ein Ziel: „Wir setzen uns für Gleichberechtigung und Wahlfreiheit ein“, sagt Vizepräsidentin Doris Wirth und fügt an: „Oftmals hören wir, dass sich Mütter und Großmütter im feministischen Diskurs nicht vertreten fühlen, wir wollen ihnen eine Stimme verleihen“, so Wirth.