Digitalisierung und Familie: Die Dosis macht das Gift!
Den Haustürschlüssel zu vergessen, ist für den IT-Experten Christoph Holz kein Problem – er hat in seiner linken Hand einen Chip implantiert, der Passwörter, Schlüssel und BitcoinValids speichert. Er findet viele positive Aspekte in der Digitalisierung und warnt vor einer Dämonisierung. Als Beispiel führt er den kleinsten Computer des Landes an, ein münzgroßes Stück Technik mit Drähten, das ins Gehirn implantiert wird. Auch wenn es im ersten Moment abschreckend klingt – damit können gehörlose Kinder hören und sprechen lernen. Holz‘s Fazit: „So ist das mit der Digitalisierung. Manchmal hört sich das schrecklich an, aber wenn man genau hinschaut, macht es plötzlich Sinn“. Für ihn besteht die Herausforderung darin, die junge Generation soweit zu stärken, dass sie autonom damit umgehen lernt und ihren Selbstwert nicht von der Anzahl von Klicks und Likes abhängig macht.
„Die ersten Zeilen eines Codes schreibt immer ein Mensch und die Menschheit macht sich immer mehr von Maschinen abhängig“, ist für den Ethikprofessor Peter G. Kirchschläger klar. Damit steht für ihn fest, dass Maschinen keine eigenständigen ethischen und moralischen Entscheidungen fällen können und wir daher Moral und Ethik nicht an Maschinen delegieren dürfen. In einem spannenden Vortrag macht er klar, wie wichtig eine kritische Auseinandersetzung mit der Digitalisierung auf ethischer und moralischen Ebene ist und das sich die Gesellschaft auch fragen muss, wie sie mit den so „Digitalisierungsverlierern“, jenen Menschen, die durch die Digitalisierung ihre Arbeit verlieren, umgeht.
In vier Workshops wurden die konkreten Auswirkungen auf die Familien thematisiert. Elternbildnerin Elisabeth Eder-Janca sprach mit ihrer Gruppe über das Handy als neuen Babysitter und machte deutlich, dass gerade bei sehr jungen Kindern die Mediennutzung immer gemeinsam mit Erwachsenen erfolgen und Kinder damit nicht alleine gelassen werden sollten.
Sarah Wichelmann von Akzente Salzburg zeigte ihrer Gruppe im Workshop „Kann das wirklich sein?“ wie schnell eine falsche Nachricht erstellt werden kann und wie man diese erkennt. Ihr Fazit: „Wer macht Fake News – wir alle und keiner“ , so ihre Aussage. Sie warnt vor unbedachtem Teilen und Weiterverbreiten nicht geprüfter Quellen.
Sonja Messner, ebenfalls von Akzente Salzburg zeigte ihn ihrem Workshop „Digitaler Familienalltag und interfamiliäre Kommunikation“ eindrucksvoll auf, wie die Jugendlichen das Internet nutzen und welche Bedrohungen aber auch Chancen damit verbunden sind. Ihr Ansatz: Jugendliche und Kinder bestärken und ihnen Kompetenzen vermitteln anstatt die Mediennutzung zu verbieten.
Mit dem digitalen Zeitstress und der Familie befasste sich Safer Internet Geschäftsführer Bernhard Jungwirth in seinem Workshop. Er ortet durch die ständige Erreichbarkeit eine Sogwirkung, die von digitalen Medien ausgeht und berichtet aktuelle Zahlen wie die Jugend mit den digitalen Medien umgeht: 84% der Jugendlichen geben an auf ihr Handy zu schauen, wenn ihnen langweilig ist. Um dem digitalen Zeitstress gegen zu steuern, empfiehlt Jungwirth klare Regeln in der Familie zu vereinbaren und die eigene Vorbildwirkung zu beachten.
Der Katholische Familienverband setzte mit der Tagung Vernetzt und verbunden – wie viel Digitalisierung braucht und verträgt die Familie?, die am 5. April im Saal der Salzburger Nachrichten stattfand, einen ersten Schritt hin zu einer ernsthaften und disziplinübergreifenden Auseinandersetzung mit diesem Thema. „Unser Zusammenleben verändert sich gerade in einem rasanten Tempo durch die vielen verschiedenen Anwendungen und Möglichkeiten. Wir wollen Familien unterstützen, diesen Wandel gut zu bewältigen“, sagt Astrid Ebenberger, Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes und maßgebliche Mitentwicklerin der Tagung und fügt hinzu: „Wichtig ist für uns, dass in dieser thematischen Auseinandersetzung mit dem Thema immer der Mensch mit seinen Bedürfnissen aber auch seiner Verantwortung im Fokus stehen muss.“ Moderiert wurde die Fachtagung von Irene Kernthaler-Moser.
Audiomitschnitte, Powerpointpräsentationen und weitere Links finden Sie im Laufe der nächsten Wochen in einem speziell für die Fachtagung angelegten Bereich der Homepage des Familienverbandes unter www.familie.at/fachtagung.
Den Anfang macht der mitreißende Vortrag des Neurobiologen Dr. Bernd Hufnagl.