Welt Down Syndrom Tag: Katholischer Familienverband fordert kein Kind zurückzulassen
. Sie berichtet von einem Fall aus Niederösterreich: „Der zwölfjährige Moritz ist ein Kind mit Down Syndrom aus unserer Pfarre. Durch seine Eltern wissen wir, wie schwierig es ist, einem Kind mit besonderen Bedürfnissen den Schulbesuch überhaupt zu ermöglichen und es optimal zu fördern“, so Ebenberger. Sie möchte daher den Welt Down Syndrom Tag nutzen, um Moritz Vater, Johannes Petschenig, zu Wort kommen zu lassen.
„Es ist wirklich nicht so leicht, einen guten Schulplatz für sein Kind zu finden, wo es nicht nur betreut sondern auch gefördert wird“, sagt Johannes Petschenig. Als Pädagoge kennt er die Herausforderungen nur zu gut: „Eine der größten Schwierigkeiten im Schulsystem ist, dass die Kinder so schnell durchgeschleust werden und insbesondere Kinder mit Behinderung vom häufigen Schulwechsel betroffen sind“, berichtet der betroffene Vater aus eigener, bitterer Erfahrung.
Aktuell wird Moritz zu Hause unterrichtet – nicht wegen der Corona Krise, sondern weil ihm seine bisherige Schule, in der er die Volksschule besucht hat, den Übertritt in die Unterstufe verweigert. Die Begründung der Bildungsanstalt: „Aus unserer Sicht ist es verwerflich und verantwortungslos, unsere Lehrkräfte und auch Moritz in eine solche Situation zu zwingen“, zitiert Petschenig aus dem Schreiben der Schule und kritisiert: „Diese Begründung zeigt deutlich, dass unser Ansinnen nach Inklusion als ein Zwang erlebt wird und wir Eltern verantwortungslos handeln, weil wir diese Schule für unseren Sohn auswählen wollen. Dabei möchten wir Moritz Stabilität zu bieten und hofften, dass sich die Schule organisatorisch so ändert, dass auch Bildung für Moritz möglich ist“, so der betroffene Vater.
Eine Sicht, die viele Klassenkameraden und deren Eltern teilen: „Moritz hat unserem Sohn in den 1,5 Jahren so viel gelernt und beigebracht. Dinge, die kein Lehrplan der Welt abdecken kann. Einen völlig unverkrampften Umgang mit Down-Syndrom, mit Behinderungen, mit anders sein. Sie haben sich füreinander verantwortlich gefühlt, sie haben ihre eigenen Rituale entwickelt. Sie wurden ganz besondere Freunde“, so die Aussage einer Mutter. Eine andere sagt: „Die Anwesenheit von Moritz hat für uns keine Nachteile gehabt. Durch das gemeinsame Erleben der Schulzeit gehen Kinder gestärkt durchs Leben. Sie erlernen soziale Kompetenz und erfahren Behinderung als Normalität.“
Moritz und seine Klassenkameraden dürfen diese Erfahrungen nicht mehr machen. Ab September wird er wahrscheinlich die Sonderschule in St. Georgen besuchen. „Ich finde es wirklich schade, dass es so gelaufen ist. Mir zeigt es, dass es zwar schöne Lippenbekenntnisse zum Thema Inklusion gibt, wenn es an die Umsetzung geht, scheitert Inklusion oftmals an Unwilligkeit und fehlenden Mitteln“, so die Kritik von Petschenig. Ein Grund sei auch, dass die Lobby für Kinder und Menschen mit Down Syndrom immer kleiner werde. Schätzungen zufolge sind es sechs bis zehn Kinder pro Jahr, die Down Syndrom geboren werden – bei rund 80.000 Geburten im Jahr. „Gäbe es mehr Kinder mit Down Syndrom, hätte das Thema eine ganz andere Dimension“, ist der Vater von Moritz überzeugt.
Moritz ist übrigens trotz derzeitigem Home Schooling gut integriert. „Unser Sohn hat das Glück, dass aus dem Schulfreund Moritz, der Judo-Freund, der Hallenbad-Freund, der Radurlaub-Freund geworden ist,“ so die Mutter eines früheren Klassenkameraden. Johannes Petschenig wünscht sich diese Einstellung und mehr Inklusion auch für den Bereich Schule: „Das Lernfenster von Kindern mit Down Syndrom ist bis zum 24. Lebensjahr weit offen. Suchen wir gemeinsam Lösungen, damit die betroffenen Kinder in dieser Zeit auch die Schule besuchen können und gut gefördert werden“, so sein Appell als Pädagoge und als betroffener Vater an Politik und Gesellschaft anlässlich des Down Syndrom Tages.