Christen sind Freunde des Lebens
"Unsere katholische Kirche kann und wird sich mit der Auslöschung noch ungeborener Menschen durch Abtreibung nie abfinden": Eine klare Absage an jede Aufweichung des Lebensschutzes auch durch aktive Sterbehilfe hat der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari am Sonntag im Grazer Dom erteilt. In seiner Predigt zum "Tag des Lebens" am 1. Juni sagte er wörtlich zum Schwangerschaftsabbruch, die Kirche wisse sich "unverzichtbar verpflichtet, in der öffentlichen Meinung mit Argumenten dagegen anzugehen und in Konfliktsituationen ideelle und materielle Hilfe zu geben". Die Kirche halte - ob gelegen oder ungelegen - daran fest, "dass auch der Embryo eine Person ist".
Schon das römische Recht habe ein ungeborenes Kind ("Nasciturus") als vollwertige, z.B. erbberechtigte Rechtsperson anerkannt, wies Kapellari darauf hin, dass die Kirche "keine katholische Sondermoral" vertrete. Sie suche vielmehr Allianzen für Lebensschutz auch jenseits ihrer Einflusssphären. Auch in der postmodernen Gesellschaft sei das menschliche Leben heute besonders an seinem Anfang und an seinem Ende bedroht. Es gelte ein entschiedenes Nein zu sagen zur Öffnung von Grenzen, die ungeborenes Leben schützen und einen kollektiven Dammbruch verhindern sollen.
Die Kirche setze sich ebenso entschieden für geborenes Leben ein, erklärte Bischof Kapellari weiter. "Sie hilft auch unzähligen Geborenen zu einem materiell und spirituell besseren Leben." Als Beispiele nannte Kapellari den Einsatz für Straßenkinder, Aidswaisen und Hungernde sowie die "zahllosen kirchlichen Sozialeinrichtungen" wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Alten- und Behindertenheime.
"Nicht Fragmentarisches als das Normale bewerten"
Ein kirchlicher "Tag des Lebens" müsse besonders auch das Thema Familie ins Gespräch bringen, sagte der Bischof. Das katholische Ideal von Familie werde "heute von vielen als zwar schön, aber unerreichbar angesehen". Dazu Kapellari: "Wir dürfen mit dem Nicht-Idealen, dem Nicht-Gelingenden nicht selbstgerecht umgehen. Wir können aber unsere Prinzipien und unsere Ideale nicht aufgeben." Ehe sei die auf Dauer angelegte Gemeinschaft von Mann und Frau, und eine vollständige Familie sei eine Gemeinschaft von Mann, Frau und Kind, umgeben von konzentrischen Kreisen Verwandter und Freunde. "Patchwork dürfen wir nicht abschätzig beurteilen, aber wir glauben, dass die Gesellschaft und der Staat das Fragmentarische nicht einfach als das Normale bewerten sollen", hielt der Grazer Bischof fest. Auch hier gelte: "Nicht jede Unterscheidung ist eine Diskriminierung."
Kapellari erinnerte daran, dass konsequentes Eintreten für Lebensschutz ein Kontinuum seiner Bischofszeit ist: Als er im Jänner 1982 in Klagenfurt geweiht wurde, habe er ein seither von ihm oft wiederholtes Wort gesagt: "Christen sind Freunde des Lebens: Freunde des geborenen, aber auch des noch nicht geborenen Lebens; Freunde des entfalteten Lebens, aber auch des Lebens mit Behinderung; und alles umgreifend Freunde des irdischen und des ewigen Lebens." Freundschaft zum Leben sei besonders auch Ausdruck des Versuchs, Christus nachzufolgen, der von sich selbst sagte: "Ich bin gekommen, damit die Menschen Leben haben und das Leben in Fülle haben."
kathpress