Grazer Familienstudie zu Auswirkungen von Corona
„Die Corona-Pandemie stellt uns alle immer noch vor große Herausforderungen.
Dass insbesondere Kinder, Jugendliche und Familien immer wieder als besonders
stark Betroffene ausgemacht werden, ist allgemein bekannt. Es gibt auch bereits
einige Studien dazu“, erklärt Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt
Hohensinner, „mit dieser groß angelegten Grazer Familienstudie wollten wir darüber hinaus eine umfassende Bestandsaufnahme über die Situation in Graz machen und auch die möglichen Einwirkungen und Schlussfolgerungen auf die Kinder und Jugendhilfe mitbetrachten.“ Die Studie wurde vom Institut für Psychologie der Universität Graz unter Leitung von ao. Univ.-Prof. Dr. Paulino Jimenez in enger Abstimmung mit dem Amt für Jugend und Familie erarbeitet. „Keine Überraschung war, dass am häufigsten von Eltern und Jugendlichen in der Befragung genannt wurde: „Ich habe das Gefühl, dass diese Pandemie kein Ende nimmt“, erläutert auch Studienautor Jimenez, „sehr wohl überrascht hat die Deutlichkeit der Zunahme an pathologischen Angst- und Depressionssymptomen bei Jugendlichen, auch das veränderte Essverhalten und die suchtähnliche Nutzung digitaler Medien von jungen Menschen sind besorgniserregend!“
Insgesamt haben an der Studie 1.494 Personen teilgenommen, davon 908
Erwachsene und 586 Jugendliche.
Wesentliche Studienergebnisse
Das Gefühl, dass die Pandemie kein Ende nimmt, ist bei Eltern wie auch bei
Jugendlichen die Belastung, die am häufigsten genannt wird.
Jugendliche im Allgemeinen, Frauen, Personen mit Migrationshintergrund bzw. nicht deutschsprachiger Staatsangehörigkeit, Mädchen im Jugendalter sowie Familien mit geringen finanziellen Mitteln und Alleinerziehende sind in Zusammenhang mit der Pandemie als besonders vulnerabel und belastet zu sehen. Gleichzeitig zeigt sich in diesem Zusammenhang laut Studienautor
Paulino Jimenez auch ein positiver Effekt: „Dies ist der Zuwachs an Selbstwirksamkeit: Der Zuwachs an Selbsthilfe während der Pandemie-Zeiten, sowohl bei Eltern als auch bei Jugendlichen – und erstaunlicherweise noch stärker bei jenen Gruppen, die besonders häufig Belastungen ausgesetzt sind, wie etwa Menschen mit Migrationshintergrund oder auch in schlechterer finanzieller Situation.“
Die hohe Bedeutung sozialer Ressourcen
muss genannt werden. Betreuungs- und Therapieangebote sind für besonders
belastete Gruppen ein wichtiger Puffer. Trotz der Rahmenbedingungen der
Pandemie sollte auf die Aufrechterhaltung und Ermöglichung sozialer Kontakte
geachtet werden, da diese für Eltern, Jugendliche und Kinder wirksame Ressourcen zur Bewältigung der Belastungen darstellen. „Auch sozialer Austausch und Kontakt mit anderen Menschen sowie eine gute Tagessstruktur und Bewegungsangebote helfen Grazer Familien, den Alltag in der Pandemie leichter zu bewältigen“, führt Jimenez aus.
Väter werden bedeutender in der Familie.
Generell zeigt sich sowohl beiVätern als auch bei Müttern eine Zunahme
der Verantwortung und Aufgaben in Zusammenhang mit der Erziehungsarbeit. Vor allem die Väter nehmen im Vergleich zu vor der Pandemie eine bedeutendere
Rolle in der Erziehung der Kinder ein. So geben Männer signifikant häufiger als
Frauen an, dass sie seit Beginn der Pandemie mehr Zeit für die Erziehung
haben (34,9% vs. 26%). Auch die Zufriedenheit mit der Aufgabenverteilung steigt
bei den Vätern mit einem Zuwachs der wahrgenommenen Aufgaben und Verantwortung in der Erziehung. „Als zweifacher Familienvater freut mich diese Entwicklung. Unser Angebot der Väterrunden bzw. ähnlicher Initiativen werden wir vor diesem Hintergrund weiter ausbauen“, sagt der Familienstadtrat.
Jugendliche leiden deutlich unter der Pandemie.
Besonders häufig leiden Jugendliche seit Beginn der Pandemie vermehrt unter Symptomen wie z.B. pathologische Angst- und Depressionssymptomen,
verändertem Essverhalten, suchtähnlicher Nutzung digitaler Medien, etc.
Für den Katholischen Familienverband der Steiermark sind die Ergebnisse dieser
Studie eine wesentliche Grundlage für die zukünftige Arbeit.
Link zur Familienstudie:
www.familie.at/familienstudiegraz