Gratis Ganztagesschule ist reiner Populismus!
Wien, 19. Februar 2020: „Ein unausgegorenes Wahlzuckerl“, attestiert Mag. Barbara Fruhwürth, Vorsitzendes des Katholischen Familienverbandes, die Ankündigung der kostenfreien verschränkten Ganztagesschule. „Generell begrüßen wir eine finanzielle Entlastung von Familien und für Kinder, die zu Hause nicht die notwendige Unterstützung erhalten, ist die verschränkte Schulform sicherlich optimal sofern bei der Platzvergabe auch der soziale Hintergrund der Familie eine Rolle spielt“, so Fruhwürth. In der Praxis werden jedoch Kinder mit berufstätigen Eltern bevorzugt. „Somit erreicht diese Entlastung nicht jene Familien, die sie wirklich benötigen. Wo ist hier die soziale Gerechtigkeit?“ hinterfragt Fruhwürth.
Der Familienverband kritisiert auch, dass der Ausbau der verschränkten Ganztagesschule zu Lasten anderer schulischer Formen der Nachmittagsbetreuung geht. „Derzeit sehen wir eine eindeutige Bevorzugung der verschränkten Ganztagesschule. Wir fordern eine finanzielle Gleichstellung aller Arten der Nachmittagsbetreuung um Familien Wahlfreiheit zu ermöglichen und auf ihre unterschiedlichen Lebenssituationen einzugehen. Es wird suggeriert, dass sich weder Horte noch Eltern ausreichend um die Kinder kümmern können. Das ist für uns reiner Populismus, der hier nichts zu suchen hat,“ ist die Vorsitzende überzeugt.
Auch die Finanzierung ist für den Familienverband zu hinterfragen. Medienberichten zufolge soll das Geld für die kostenlose Ganztagesschule aus der Bankenabgabe kommen. „Wie kommt ganz Österreich bzw. alle Bankkunden dazu, ein Wiener Wahlzuckerl zu finanzieren?“ Für Fruhwürth steht diese Form der Finanzierung auf sehr wackeligen Beinen zumal die budgetäre Situation Wiens wenig Spielraum lässt. „Es ist zu befürchten, dass darunter die Qualität der Freizeitbetreuung leidet. Schon jetzt bemängeln viele Eltern eine Verschlechterung der Betreuungsqualität, wenn Schulen in eine ganztägige Form umgewidmet werden. Wie soll es erst nach dem Ausbau weitergehen? Erwartet uns ein ähnliches Desaster wie bei den Kindergruppen?“
Der Katholische Familienverband fordert ein umfassendes Konzept für das Wiener Bildungssystem. „Derzeit meint die Stadt Wien, mit der verschränkten Ganztagesschule ist alles wieder paletti. Dabei bleiben viele Fragen ungeklärt, wie zB die Brennpunktschulen, Deutschförderung, Unterstützungspersonal,“, so Fruhwürth.
Für Rückfragen:
Katholischer Familienverband der Erzdiözese Wien
Mag. Antonia Indrak-Rabl
Stephansplatz 6/3/3
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Tel.: 0664/824 36 24
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